Schulgeschichte der Straubinger Altstadtschulen zu St. Peter

In der schon zur Römerzeit existierenden Altstadt um St. Peter entstand die älteste Schulstelle der Stadt Straubing. Neben den Pfarreien wurden um 800 unter den Karolingern auch Pfarrschulen gegründet. Der Domkapitlische Pfarrherr beschäftigte für die Pfarrgottesdienste an Sonn- und Feiertagen einen Sänger oder Kustos, der sicherlich auch die Schule halten musste.

 

Nach der Gründung der Neustadt durch Ludwig den Kelheimer im Jahre 1218 trug die herzogliche Hofhaltung erheblich zur Steigerung des kulturellen Lebens bei. Es entstanden die lateinischen Schulen. Ihre Lehrer wurden zunächst vom Pfarrer berufen, waren meist Kleriker und nannten sich rector scholarum, rector puerorum, scholasticus oder Schulmeister. Der älteste urkundlich (1252) belegte Schulmeister von Straubing ist ein „Heinricus doctor puerorum".

Unter einem Lehrer Diepold, der als „pingendi et scribendi arte clarus doctor puerum" gerühmt wurde, hatte die Schule 1364 einen so guten Ruf, dass sie sogar von Schülern aus benachbarten und auch entfernteren Städten besucht wurde. Es wird angenommen, dass diese Schulmeister in St. Peter wirkten. Die Schulmeister der lateinischen Schule waren grundsätzlich auf die Bezüge von ihren Schülern angewiesen. Zusätzlich verfügten sie über Nebeneinkünfte aus dem Kirchendienst und gelegentliche Zuwendungen vom Rat der Stadt.mesnerhaus

  

Nach den Angaben des pfarramtlichen Salbuchs entstand 1581 neben der Pfarrkirche St. Peter Straubings ältestes Schulhaus.

 

Neben den lateinischen Schulen entstanden schon bald sog. deutsche Schulen. 1655 gab es in Straubing jeweils zwei lateinische und zwei deutsche Schulen in St. Peter und in St. Jakob. Die lateinischen Schulmeister durften nur Knaben und keine Mädchen aufnehmen. Wohl zur Aufbesserung der Einkünfte wurde diese Vorschrift nicht immer beachtet. Vom Rat der Stadt musste ausdrücklich festgelegt werden: Keine Mädchen in die lateinischen Schulen! Mädchen brauchen kein Latein!

Die deutsche Schule zu St. Peter entstand ab 1500 auf privater Basis. Man nannte sie Winkelschulen oder Trivialschulen. Ihre Lehrer durften sich nicht „Schulmeister" nennen wie die Lehrer der lateinischen Schulen, sondern wurden als „Schulhalter" bezeichnet. Sie lebten ausschließlich vom Schulgeld ihrer Schüler. Zur Ausübung ihres Berufs war eine Genehmigung durch den Rat der Stadt erforderlich. In den Ratsprotokollen der Stadt Straubing werden eine Reihe von Schulhaltern bei St. Peter genannt. 1643 wurden einem Wolf Aman zu dem bereits genehmigten ersten Tisch von 10 Kindern ein weiterer Tisch mit 10 Kindern bewilligt. 1653 erbat der Schulhalter Amandus Stemmer zu St. Peter vom Rat der Stadt eine Visitation. 1658 wurde sein Nachfolger beschuldigt, zu wenig fleißig zu sein. 1662 wurde der Schulhalter Georg Arzt vom Pfarrer zu St. Peter wegen Gotteslästerung und „Volltrinkens" angeklagt. Er hatte in der Karwoche auf dem Friedhof geflucht. Zur Strafe musste er 2 Stunden an der Schandsäule stehen. Weil er ein Gewohnheitssäufer war, wurde er vom Dienst entlassen.

Das 1581 erbaute Schulhaus neben der Peterskirche wurde 1733 von der Kirchenverwaltung durch einen Neubau aus Marmorsteinen ersetzt (heute Mesnerhaus im Friedhof St. Peter). Im Erdgeschoss befanden sich ein Schulzimmer und zwei Wohnräume des Lehrers, im 1. Stock weitere drei Wohnräume und eine Kammer.

Die kurfürstliche Regierung nahm sich mehr und mehr der deutschen Schulen an. Ab 1783 wurde die Anstellung der Lehrer, die sich nun „Schullehrer" nannten, vom Bestehen einer Prüfung abhängig gemacht, die sie vor dem „Kurfürstlichen Geistlichen Rat" in München ablegen mussten. Die Akten der Stadt Straubing verweisen auf einen „Schullehrer der Elementarschule".

1784 setzte sich das Jahreseinkommen des Schullehrers und Mesners in der Altstadt, Georg Raith, aus folgenden Einkünften zusammen: vom Staat 40 Gulden, von der Kirche St. Peter 12 fl., von den Jahrtägen 56 fl., von den Hochzeiten und Kindstaufen 15 fl., von den Todesfällen 45 fl., an Läutgaben 10 fl., an Schulgeld von den Kindern 50 fl., aus Äckern und einem Wiesfleck 20 fl., an sonstigen Einnahmen noch 10 fl.

 

Die Volksschule

Durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1793 wurde die Straubinger Altstadtschule in eine öffentliche Schule umgewandelt.

1826 war im Schulhaus St. Peter der Einbau eines zweiten Lehrsaals und einer Wohnung für den Schulgehilfen, 1833 schon die Vergrößerung des zweiten Lehrsaals erforderlich. Aus dem Jahr 1842 gibt es noch einen „Lehrbezirk für die Knabenschulen zu St. Peter in der Altstadt". Es handelt sich dabei um den ältesten Lehrplan Altbayerns. Auf der Grundlage amtlicher Vorgaben wurde er von dem definitiven Lehrer Johann Baptist Weber und seinem Schulgehilfen Ludwig Schiedermair unter der Federführung von Pfarrer Michael Botzler erarbeitet. Er hatte Gültigkeit für 2 Vorbereitungsklassen und drei folgende Klassenstufen und umfasste die Fächer Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und gemeinnützige Gegenstände. Der damals noch geistlichen Schulaufsicht war die Fähigkeit, die Bibel zu lesen, wesentliches Ziel des Leseunterrichts.jfz

 

Nach jahrelangen beengten Verhältnissen – die Mädchen mussten seit 1839 der Ursulinenschule zugewiesen werden – erwarb die Stadt 1844 für 6000 fl. das ehemalige Krankenhaus an der Donaugasse (heute Jugendfreizeitzentrum) und baute das Gebäude für weitere 3000 fl. in ein brauchbares Schulgebäude um. 

 

Als 1845 die Renovierung abgeschlossen war, enthielt es im Erdgeschoss 10 kleine Wohnzimmer (Dienstwohnungen für die Lehrpersonen), einen Saal für die Arbeitsschule und eine Holzlege. Im 1. Stock waren 6 Schulräume, ein Zimmer für die zweite Arbeitsschule und ein Wohnzimmer für die Arbeitslehrerin. Das Gebäude war sehr feucht. Bei Hochwasser wurde das Erdgeschoss unter Wasser gesetzt. Über 30 Jahre lang diente dieses Schulhaus seinem Zweck. Ein Ansteigen der Schülerzahl und hygienische Gründe drängten jedoch dann wieder auf Verbesserung.

1878 genehmigte die Stadtverwaltung einen Neubau.

 

Schulhaus-Fassade

Am 4. Oktober 1880 wurde das heutige Schulgebäude an der Schulgasse feierlich eingeweiht.  Es galt damals als Prachtbau in der Stadt. Für über 180 000 Mark wurden im Erdgeschoss 2 Schulsäle, die Wohnung des Pedells, der Karzer und das Requisitenlokal (Lehrmittelzimmer), im 1. und 2. Stock je 4 Lehrsäle mit Garderoben, ein Bibliothekszimmer und ein Zimmer für den Hilfslehrer errichtet.

1899 war bereits der Anbau eines Flügels mit 3 Lehrsälen und 1902 die Erweiterung auf insgesamt 16 Lehrsäle notwendig.

1928 folgte der Bau der Turnhalle und die Einrichtung weiterer Unterrichtsräume.

1938 wurden die katholischen Volksschulen der Stadt in Gemeinschaftsschulen umgewandelt und ihre traditionell an die Pfarrei gebundenen Namen durch heute belanglose und in der Bevölkerung vergessener Namen lokaler Nazigrößen ersetzt.

1945 wurde das Gebäude durch Bombenangriffe beschädigt, dennoch konnte im Herbst die katholische Konfessionsschule St. Peter den Unterricht wieder aufnehmen.

Seit 1966 bestehen die Christlichen Gemeinschaftsschulen Grundschule St. Peter und Hauptschule St. Peter.

 

1980 feierte die Schule das 100-jährige Bestehen ihres Schulhauses.

2001 konnten die Schulen St. Peter im ehemaligen Franziskaner Kloster und späteren Operationstrakt des Krankenhauses ein ausgezeichnet renoviertes Nebengebäude beziehen. Es bietet Fachräume für Textilarbeit, Werken, Kunsterziehung und Musik, einen EDV-Raum und einen großen Mehrzweckraum. Im Erdgeschoss sind ein Hort der Caritas und eine Nebenstelle der Stadtbibliothek untergebracht, der von Kindern der Grundschule und der Hauptschule besucht werden.

2005 feierte die Schule St. Peter ihr 125-jähriges Bestehen.

Zum Schuljahresende 2004/2005 wurde die Hauptschule St. Peter aufgelöst und die Kinder der HS Ulrich Schmidl durch Schulsprengeländerung zugewiesen.

Die im Jahre 2001 errichteten Fachräume für die Grundschule im Nebengebäude wurden in den Sommerferien 2005 und weiter zu Beginn des Schuljahres 2005/06 ins Hauptgebäude zurück verlegt.

Schulhausintern fand durch die Bereitstellung von Gruppenräumen für die VHS und den Einzug des schulpsychologischen Dienstes des Schulamtes der Stadt Straubing ins Hauptgebäude eine grundlegende Umstrukturierung, welche vielfältige Umbaumaßnahmen erforderte, statt.